"Zeitlos schön" im Belvedere

"Zeitlos schön" im Belvedere ©Unterkreuter
"Zeitlos schön" im Belvedere ©Unterkreuter

Anhand von Vogelfedern, Weintrauben und einem Granatapfel erlebte eine kleine Gruppe von Bewohnerinnen und Bewohnern der Senioren Residenz Am Kurpark Wien-Oberlaa die Schausammlung des Oberen Belvederes auf ganz besondere Art und Weise.

„Zeitlos schön. Mit der Kunst im Hier und Jetzt!“, so das Belvedere, das spezielle Führungen für Menschen mit Demenz anbietet. Unterschiedliche Sinne der Betrachterinnen und Betrachter sollen in diesen angesprochen, Kunstwerke erlebbar gemacht werden, dabei geht es über ein rein visuelles Betrachten hinaus.

Die Kunstwerke werden durch das Miteinbeziehen von realen Gegenständen erfühlt und errochen, so soll man gewissermaßen in sie eintauchen, sich in sie hineinversetzen können. Die Bewohnerinnen und Bewohner erlebten auf besondere Art und Weise eine Auswahl der Schausammlung, die insgesamt mehrere tausend Werke vom Mittelalter bis zur Gegenwart vereint.

„Am Fronleichnamsmorgen“ (1857) von Ferdinand Georg Waldmüller zeigt die Vorbereitungen auf eines der bedeutendsten Feste des Kirchenjahres. Es ist der Moment des Aufbruchs zur Fronleichnamsprozession, dieser besondere Tag, der hier erlebt werden kann. Die Kunstvermittlerin zeichnete diese Stimmung nach, hielt dazu eine Kerze bereit und machte die Vorfreude, wo Alt und Jung festlich gekleidet mit Blumen und Kerzen zusammenkommen, spürbar.

Anhand von Vogelfedern, Weintrauben und einem Granatapfel empfand man die Arbeit „Huldigung an Jacquin“ (1821-1822) von Johann Knapp nach, die einen Steinsockel mit einem farbenprächtigen Blumenarrangement und davorliegenden Früchten zeigt. Die Teilhabe der Beteiligten ist eines der zentralen Momente dieser besonderen Führungen, so soll das Kommunikationsverhalten gefördert und das Erinnerungsvermögen stimuliert werden. Eine Vielzahl von eigenen Erinnerungen wurde etwa durch das Gemälde „Der Naschmarkt in Wien“ (1894) von Carl Moll wachgerufen. Biografisches wurde untereinander ausgetauscht und man begann gemeinsam über Früher zu sprechen.

Das Schloss Belvedere das unter Prinz Eugen von Savoyen erbaut wurde, war ein wichtiger Schauplatz der österreichischen Geschichte. Eine in den Boden eingelassene Tafel im Marmorsaal erinnert an die Unterzeichnung des Staatsvertrags an diesem Ort am 15. Mai 1955 durch Leopold Figl und den Vertretern der Besatzungsmächte. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten sich vor Ort, während sie den Marmor berührten, an diesen historischen Moment erinnern.

Bei der gemeinsamen Jause im Garten des Belvederes im Anschluss an die Führung tauschte man sich über diesen ereignisreichen Tag nochmals aus. Sprach über die durch die Ausstellung geweckten Erinnerungen und verblieb noch etwas in dieser großartigen Stimmung.

Text: MC

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