Besinnungsstunde mit Dr. Udo Zeilinger

Besinnung zum Thema Allerheiligen (C)jugendfoto.de
Besinnung zum Thema Allerheiligen (C)jugendfoto.de

Zum Fest Allerheiligen gedenken wir unserer Toten, ihres Lebens, unserer Gemeinsamkeiten mit ihnen. Dies kann auch Anlass sein, über unser eigenes Leben nachzudenken – gleichsam auch ein Erntefest über unsere Lebenszeit. Im christlichen Bereich steht auf vielen Grabsteinen: Ruhe in Frieden. Man vertraut, dass der Mensch mit sich ins Reine gekommen ist. Es bedeutet auch, dass wir auf die Versöhnung mit der Gemeinschaft vertrauen. In Frieden im umfassenden Sinn zu sein, drückt die Hoffnung aus, dass das Leben bei Gott angekommen ist. Wir sagen auch, der Mensch ist heimgegangen. Er ist in Gottes Leben und seiner Liebe geborgen. Das meint für Christen, der Mensch ist endgültig heil geworden. Dabei spielt die Versöhnung eine wichtige Rolle – mit sich und seinem Leben, sowie im Zusammenleben. Das ist oft gar nicht so leicht, doch ersehnen wir sie wohl alle.

An Jesus können wir erleben, wie er solchen schwierigen Situationen begegnet ist. Von Jesus wird in einem späteren Brief im Neuen Testament, Petrus zugeschrieben, gesagt: Jesus drohte nicht zurück. Er ging nicht zur Gegenwehr über, wie dies auch deutlich wird bei seiner Gefangennahme am Ölberg.

Und wie verhält sich Jesus in der großen Not seiner Sterbestunde Gott gegenüber? Bei allem Unverständnis der Situation vertraut Jesus sich dennoch ganz seinem Vater an. Er kündigt sein Vertrauen nicht auf. Im Gegenteil er schreit es hinaus. Gott, mein Gott! Mein Gott, was soll das, wozu das alles, warum hast du mich verlassen? Du liebst mich doch! Jesus macht keine Vorwürfe, beschuldigt nicht. Er fragt: Wozu, warum? Er fragt Gott inständig, lässt jedoch die Antwort für sich offen. - Fragen heißt, einen Vertrauensvorschuss zu geben, offen zu bleiben für das, was da vor sich geht trotz allem Unverständnis – Ausharren und die Antwort Gottes erwarten. Die Antwort Gottes auf Jesu Vertrauen war: Gott macht das wahr, was er Jesus immer wieder gesagt hat: Du bist mein geliebter Sohn! Du bist unbedingt geliebt. Diese Zusage Gottes gilt für jeden von uns.

Das tiefe Vertrauen Jesu gehörte zum Innersten seiner Botschaft. Bei den Begegnungen mit Menschen: Jesus bleibt stehen, wendet sich zu und fragt: Was willst du, dass ich dir tue… Er geht auf den Menschen in seinen Anliegen ein, nimmt ihn in seiner Verzweiflung und in seinem Vertrauen ganz ernst. - Jemand hat gesagt, dass dieses „Stehen-Bleiben“, Zeichen einer vollen Zuwendung, eines der größten Werke der Barmherzigkeit ist. Diese Barmherzigkeit ist für uns not-wendend, wenn man so erfährt, dass man wirklich ernst genommen, angenommen, geliebt ist. Solche Zuwendung ist ein wahrer Segen, tut gut.

Wäre das nicht der Weg zum heil werden, der Weg zur Heiligkeit? Ist es nicht unsere Sehnsucht, von aller Unfreiheit befreit zu werden hinein in Geborgenheit und Liebe. Das ist wohl gemeint mit der Verheißung der Heiligkeit, wenn wir an Gottes Leben einmal in Vollkommenheit teilhaben dürfen. Gott wird doch, so wir auf ihn setzen, das vollenden, was uns noch fehlt. Gott wird uns heimholen - das wird ein Fest sein – ein Fest aller Heiligen. Die Vorahnung auf dieses Fest, das feiern wir zu Allerheiligen. Dass wir dieses Fest einst in Gemeinschaft mit den uns Vorausgegangenen feiern, daran erinnern wir uns zu Allerseelen.

Heiligkeit ist keine weltfremde, vielleicht frömmelnde Haltung. Zur Heiligkeit braucht es viel Mut und Kraft, das Leben in seiner ganzen Breite hinzunehmen. Die Vollendung unseres Lebens wird geschenkt. Sie kann man sich nicht verdienen oder kaufen oder durch fromme Übungen erarbeiten. Ist es nicht schon so mit der Erfahrung wirklicher Liebe auf Erden? Sie ist immer ein Geschenk - Glück. Glück ist, geliebt zu werden – umsonst – und dadurch wieder lieben zu können und zu dürfen…

Text Dr. Zeilinger

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